Beinahe-Blackout am 10.01.2019 um 21:00 Uhr?

Ein Abfall der Netzfrequenz auf nahezu 49,8 Hz hätte am Abend des 10. Januar fast zu einem europaweiten Stromausfall geführt. Ein kurzer Blick auf die täglichen Schwankungen der Netzfrequenz klärt auf: Große allabendliche Abweichungen zur jeweils vollen Stunde lassen erneuerbare Energien als oft benannte Ursache für dieses Risiko nicht zu.

Die eigentliche Gefahr aber geht aus vom Stundenhandel mit Strom

Erst der Vergleich der Netzfrequenzen mehrerer Tage zeigt die wirklichen Probleme unseres Stromnetzes. Der Verlauf der Netzfrequenz zeigt typische Frequenzanstiege in den Morgenstunden und Frequenzeinbrüche am Abend.

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Europäische Netzfrequenz aufeinander folgender 3 Tage im Januar 2019 mit Fast-Blackout am 10.01.2019 um 21:00 Uhr
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Typische Anstiege der Netzfrequenz in den Morgenstunden

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Einbruch der Netzfrequenz am 10. Januar um 21:00 Uhr auf 49,8 Hz, der Abschaltfrequenz, bei der ein europaweiter Stromausfall droht

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Allabendlicher Einbuch der Netzfrequenz zu vollen Stunden – eine Folge des Zuschaltens großer industrieller Verbraucher, die günstigere Abend- und Nacht-Tarife nutzen

Knapp am Blackout vorbei – die beinahe-Katastrophe blieb nahezu unbemerkt

Am 10. Januar diesen Jahres war es wieder einmal fast so weit: Um 21:00 Uhr sank die Netzfrequenz auf 49,8 Hz, der Abschaltfrequenz, bei der ein europaweiter Stromausfall droht. Die Folge wäre der Zerfall unseres Verbundnetzes, das von Portugal bis zur Türkei und von Dänemark bis Nordafrika reicht, in einzelne Teilgebiete. Einige dieser Inseln wären mit Strom versorgt, andere nicht. Zur Vermeidung eines weiteren Frequenzabfalls wurde erstmals ein automatisierter Lastabwurf von 1.500 MW ausgeführt.

Der tarif-gesteuerte Stromausfall droht täglich

An jedem Tag der Woche lässt sich ein deutliches Absinken der Netzfrequenz zu vollen Stunden am Abend beobachten – eine Folge des Zuschaltens großer industrieller Verbraucher, die günstigere Abend- und Nacht-Tarife nutzen. Ein gegenläufiges Verhalten zeigt sich in den frühen Morgenstunden mit Wechsel zu teurem Tagesstrom. Zum Verkauf angeboten wird der Strom in einem 1/4-Stunden-Raster, die Verbraucher nutzen jedoch offensichtlich nur Tarif-Wechsel zu vollen Stunden. Das hieraus resultierende markante Muster im Verlauf der Netzfrequenz wird verstärkt durch das Nichteinhalten von Zeiten im untereinander abgestimmten Fahrplan der Kraftwerke – Sekunden sind hier entscheidend.

Bei Wind und Solar gibt es keinen stündlichen Taktgeber

Der in diesem Kontext immer wieder aufgeführte Zusammenhang zwischen erneuerbaren Energien und der Netzfrequenz ist absurd. Die Einspeisung von Strom aus Wind und Sonne ist über Tage und Wochen planbar – Sonnenfinsternisse über tausende von Jahren. Auf die Spitze getrieben wird dieser Unsinn mit dem Begriff Zappelstrom.

Wie die Grafik der Agora-Energiewende von Stromerzeugung und Stromverbrauch in Deutschland zeigt, gab es zudem am Abend des 10.01.2019 nur eine unbedeutende Einspeisung von Wind- und Solarstrom.

Was ist zu tun für die Versorger?

Ein einfacher Lösungsvorschlag zur Stabilisierung der Netzfrequenz wäre die Schaffung von finanziellen Anreizen in den Tarifen für die Zu- und Abschaltung zu 1/4-Stunden.

Was kann der Stromkunde tun?

Wir zeigen auf S0-Recorder.com den 24-Stunden-Verlauf der Netzfrequenz der aktuellen Woche, aufgezeichnet vom S0-Recorder mit angeschlossenem Modbus-Stromzähler. Für Unternehmen mit Netzfrequenz-empfindlichen Prozessen liefert das Programm ein hervorragendes Werkzeug zur Überwachung der Stromversorgung.

Europäische Netzfrequenz aufeinander folgender 5 Tage im Januar 2019 mit Fast-Blackout am 10.01.2019 um 21:00 Uhr

Wer hatte Probleme aufgrund der Schwankung der Netzfrequenz am 10.01.2019?

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